Digitale Bildung: Projekt für Schüler*innen der Secondary School in Osogbo erfolgreich abgeschlossen

Ende Juni endete unser Projekt für die Abschlussklassen der School for Persons with Special Needs in Osogbo. Mit einer eine Förderung durch die Senatskanzlei Bremen aus dem Corona-Sonderfonds für Projekte im Globalen Süden haben wir seit Januar die 298 Schüler*innen der Secondary School und insbesondere die Abschlussklassen 20/21 unterstützt. Sie bereiteten sich in dieser Zeit auf ihre Abschlussprüfungen vor, die seit einigen Jahren zum Schuljahresende online an einem zentralen Ort in Osogbo abgelegt werden müssen. Die Schüler*innen sind zwischen 17 und 24 Jahre alt, die Mehrzahl ist gehörlos. In diesem Jahr werden außerdem blinde und körperbehinderte Schüler*innen ihren Abschluss machen.

Während der Corona-Pandemie 2020 fand über sieben Monate kein Unterricht statt, das Internat war geschlossen. Viele der Schüler*innen kommen aus familiär schwierigen, prekären Lebensverhältnissen, sie waren besonders von der Lebensmittelknappheit und Isolation betroffen. Ihnen fehlten Zugangsmöglichkeiten zu Lehrmaterial oder (digitalen) Informationsquellen. Die Schüler*innen des Abschlussjahrgangs litten sehr unter diesen Einschränkungen. Prüfungstermine wurden verschoben, kleine Nebentätigkeiten zur Finanzierung des Lebensunterhalts entfielen ebenso wie die durch H&E ermöglichten Ausbildungsmaßnahmen an der Internatsschule. Für die bedürftigsten von ihnen verteilte unsere Partner-NGO Lebensmittelspenden und ließ Hunderte von Masken für die Schüler*innen und Mitarbeiter*innen des Internats nähen.

PC-Kurse und Smartphones für die Abschlussklassen der Secondary School in Osogbo

Mit dem Projekt sollten die 44 Schüler*innen der diesjährigen Abschlussklassen ein internetfähiges Handy erhalten. Damit sollten sie den versäumten Lernstoff durch Zugang zu digitalem Wissen nachholen. Dies kann ihnen die Chance eröffnen, sich individuell umfassender auf ihre Prüfungen vorzubereiten, ihre Kommunikationsmöglichkeiten zu erweitern und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern. Gleichzeitig sollten allen Schüler*innen der Sekundarstufe die Teilnahme an Computerschulungen ermöglicht werden, damit sie Basiswissen im Umgang mit dem PC erlangen können. Dazu sollte die Schule mit einem breiten Internetzugang und passenden Modem ausgestattet werden.

Der Internatsbetrieb wurde im November 2020 wieder aufgenommen. Nach den Weihnachtsferien kehrten die Schüler*innen am 18. Januar 2021 ins Internat zurück. Die PC-Schulungen begannen im jetzt gut ausgestatteten Computerraum durch drei Fachkräfte für alle Schüler*innen der Sekundarstufe. Eine Lehrerin (Honorarkraft) ist selbst gehörlos, ein blinder Lehrer, der in der Schule Mathematik unterrichtet, schult mit dem Einsatz der Software Jaws die sehbehinderten Schüler*innen. Die Schulung für die gehörlosen und körperbehinderten Schüler*innen erfolgt u.a. in Gebärdensprache und mit Unterstützung durch visuelle Demonstrationen. Die relativ stabile Internetverbindung wurde von den Lehrkräften gerne genutzt, um den Unterricht für alle Klassenstufen zu verbessern. Einschränkend war leider die nicht konstante Stromversorgung.

PC-Schulung für blinde Schüler*innen

45 Schüler*innen erhielten zu ihrer großen Überraschung und Freude ein aktuelles Smartphone. Aufgrund eines Rabattes des Computer-Großhändlers, der die Maßnahme unterstützen wollte, entschieden wir, auch die drei PC-Unterrichtenden mit einem Smartphone auszustatten.

H&E hatte in den vergangenen zwei Jahren für die Schüler*innen der Sekundarschule PC-Schulungen finanziert, die vor allem von den höheren Klassenstufen regelmäßig genutzt wurden. Daher hatte diese Schülergruppe das Windows-Betriebssystem kennen und verstehen gelernt. Den Schwerpunkt hatten die Lehrkräfte auf Microsoft Word gelegt, dessen Kenntnis für die Online-Prüfungen benötigt wird.

Ein begabter körperbehinderter Schüler organisierte für seine Mitschüler*innen im Einverständnis mit der Schulleitung 10-tägige Workshops in der unterrichtsfreien Zeit zum Thema Grafikdesign. Die Schüler*innen lernten, ein Logo oder eine Visitenkarte zu entwickeln. Die Fortgeschrittenen übten, Fotos- und Videos zu bearbeiten oder Werbeposter für ihre Geschäftsideen zu entwerfen. Dabei entwickelten die jungen Menschen viele kreative Ideen, die ihnen in der Zukunft helfen können, Werbematerial oder Webseiten für sich oder potenzielle Kunden zu gestalten.

Die Schüler*innen der Abschlussklassen haben Ende Juli die Internatsschule verlassen. Sie haben konkrete Wünsche und große Ziele für ihr künftiges berufliches Leben. Allerdings wird es für viele von ihnen sehr schwer sein, ohne finanzielle und beratende Unterstützung ihren Berufswunsch zu verwirklichen. Dies besonders, da sich die Situation in Nigeria während der Pandemie verschlechtert hat.

Dennoch sind wir zuversichtlich, dass unser Projekt ihnen neue Möglichkeiten eröffnet hat und ihnen die digitalen Kompetenzen im Berufsleben von Nutzen sein wird. Ihr persönliches Smartphone wird ihre Kommunikationsmöglichkeit im sozialen Umfeld erweitern und sie dabei unterstützen, selbstbewusster und unabhängiger zu werden.

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